Treppensteigendes Pony und Schäferstündchen-Alarmschlager
Es ist über die Jahre einiges passiert im Ochsensaal, dessen Fenster jetzt offen stehen, weil ein Umbau bevorsteht. Ein Umbau vollzogen durch einen Architekten, der vor über 30 Jahren in eben diesem Saal geheiratet hat. Die Treppe, die die Fasnachtstruppe hinauf in den Ochsensaal führt, hat vor ein paar Jahren ein Pony namens «Fury» erklommen. Aber alles der Reihe nach.
Ochsenwirt «Walti» verbrachte die Abende in der Regel an die Jukebox angelehnt und zog dieser den Stecker, wenn er seine Gäste langsam aber sicher aus seiner Beiz wissen wollte. Als er seinen Gästen an einem Sonntagabend von zweiwöchigen Betriebsferien berichtete, machten ihn diese auf die Problematik der angefangenen Flaschen aufmerksam. Er müsse aufpassen, dass der Schnaps während der Ferien nicht kaputt ginge. Das könne nämlich schaurig schnell gehen. Die beiden Parteien einigten sich darauf, dass die bis zur Hälfte angefangen Flaschen ausgetrunken werden mussten – aus reiner Vorbeugung der Verschwendung natürlich. Zu fortgeschrittener Stunde, die angefangenen Flaschen schon längst gerettet, erzählte Walti seinen Gästen von seinem Pony, das Treppen laufen könne. Als ihm niemand Glauben schenken wollte, verliess er den Saal für einige Minuten und kehrte mit «Fury» im Schlepptau zurück. Und Walti behielt recht, als «Fury» mit ihm leichtfüssig die Treppe hinauf und wieder herunter stieg.
Eine weitere Episode aus dem Ochsen lieferte ein ehemaliger Lehrling, der während der Schäferstündchen seines Poliers im Ochsen Schmier stehen und beim Eintreffen des Chefs im Restaurant mit vehementen Klopfen an die Zimmertür Alarm schlagen musste. Wenige Minuten später tauchte der Polier dann mit einem Bier zu wenig im Ochsensaal auf und sagte zu seinem Chef: «Wenni da gwüsst het, heti der au eis brocht.» Für eine andere Anekdote war ein ehemaliger Sarmenstorfer Pfarrer verantwortlich, der anstatt ans Fest der Familie Täschler an der Fête der Familie Stettler erschien. «Fest ist Fest», dachte er sich wohl und blieb gleich den ganzen Abend. Während dem mehrgängigen Essen im Ochsensaal rauchte er munter seine Zigaretten und duzte alle anderen Gäste am Tisch. Eine junge Stettlerin liess sich das nicht gefallen: «Wenn du mer du seisch, säg ich der au du.» Das schien dem Pfarrer Recht zu sein, so tauchte er künftig an jedem Fest der Familie auf.
Vor dem Graben in den Ochsensaal-Geschichten führte Kursleiter Remo Stettler in die Kunst des Bastelns von Fasnachtsmasken ein. Nach der detaillierten Einführung durften die Kursteilnehmenden eine Maske nach eigenem Gusto bemalen, während sie von drei «Schnügels» mit einem kleinen Aperitif versorgt wurden. «Schnügel, no es Kafi Luz bitte», hiess es im Ochsen früher, wenn die Stammgäste die Servierdame auf ihren noch ungelöschten Durst aufmerksam machen wollten.